Besuch des staatlichen Versuchsguts in Osterseeon
Selbst viele Bewohner von Kirchseeon kennen das Staatsgut nicht. Nachdem der Freistaat Bayern entsprechend den Vorgaben des Volksbegehrens „Rettet die Bienen“ seine Güter auf ökologische Anbaumethoden umstellen soll, besuchten am 23. Juni 10 Naturschützer aus dem Landkreis und der Präsident der europäischen Berufsimker das Gut, um sich über den Betrieb des Guts und den Stand der Umstellung auf Öko zu informieren.
Der Arbeitskreis Gentechnik (Sprecherin Rosi Reindl, zuvor Klaus Schöffel) und die Ortsgruppe Kirchseeon (Beate Kiss) – beide vom “Bund Naturschutz in Bayern“ - hatten schon länger eine Besichtigung des Guts geplant. Am 23.6.war es endlich soweit: 10 Naturschützer aus dem Landkreis und Walter Haefeker, der Präsident des Europäischen Berufsimkerverbandes, waren mit von der Partie.
Dr. Ewald Sticksel – von “Bayerische Staatsgüter Versuchs- und Bildungszentrum Pflanzenbau Staatsgut Freising“ - gab zu Beginn einen kurzen Überblick über die 25 Güter des Freistaats Bayern. Das etwa 150 ha große Staatsgut Osterseeon gliedert sich in Ackerland, Versuchsflächen und Wald. Zwei ha sind agrarisch nicht genutzte Blühflächen. Entlang der Zufahrtsstraßen stehen viele Obstbäume auf 8m breiten Wiesenstreifen.
Die meisten Besucher waren zum ersten Mal auf einem Staatsgut und haben erfahren, wie in Osterseeon mit Wachstumsversuchen verschiedener Gräser die Sorte mit dem optimalen Eiweißgehalt gefunden werden soll. Neben Dr. Sticksel und dem bisherigen Betriebsleiter Herrn Hein war auch dessen Nachfolger Herr Urgibl anwesend.
Nach der Besichtigung der Versuchsflächen mit den Gräsern fand in lockerer Runde eine Diskussion statt. Dabei wurden die Unterschiede in der Beurteilung der Methoden im ökologischen und konventionellen Landbau sehr deutlich. Trotz erheblicher Meinungsverschiedenheiten war die Diskussion freundlich und konstruktiv. Auf die Frage, was sich bei der Bewirtschaftung des Guts durch das erfolgreiche Volksbegehren “Rettet die Bienen“ geändert habe, wurde auf die Reduzierung der Spritzmittel im Ackerbau und den vermehrten Einsatz von mechanischer Unkraut-Bekämpfung hingewiesen. Der Einsatz neuester Computer-gestützter Verfahren bei der Ackerbestellung wurde als Möglichkeit für den Verzicht auf chemische Spritzmittel gesehen.
Fazit: Trotz der großen Unterschiede zwischen ökologischer und konventionell betriebener Landwirtschaft haben vermutlich die Betreiber der Versuchsstation Osterseeon und die Naturschützer aus dem Landkreis gelernt, dass angesichts der drohenden Klimakatastrophe Lösungen für eine nachhaltig betriebene Landwirtschaft gefunden werden müssen, die den Landwirten eine Zukunft bietet und die Artenvielfalt erhält. Dieser Besuch hat hoffentlich dazu einen Beitrag geleistet.
In diesem Sinne wäre zu wünschen, dass die Bayerischen Staatsgüter als “Leuchttürme“ für eine 100% ökologische und zukunftsorientierte Landwirtschaft vorangingen und dementsprechend auch den eigenen Bioanteil, über das durch das Volksbegehren vorgeschriebene Ziel von 30% ausdehnten.
Als Dank für die Einladung wurden Herrn Urgibl und Herrn Sticksel je ein Exemplar des Buches “Food Crash – Wir werden uns ökologisch ernähren oder gar nicht mehr“ von Felix Prinz zu Löwenstein übergeben. Die in Kirchseeon ansässigen Naturschützer möchten mit Herrn Urgibl in Kontakt bleiben, um die eine oder andere Idee im Bereich des Artenschutzes umsetzen zu können.
Kirchseeon, 29.6.
Klaus Schöffel
Aus der Presse:
Ebersberger Zeitung - 25.07.2021
Versuchsgut Osterseeon - Ackerdebatte