Neue Wege für die Wildkatze
Die Wildkatze (Felis sylvestris) ist keine verwilderte Hauskatze, sondern eine eigene Katzenart. Einst war die scheue Waldbewohnerin überall in Deutschlands Wäldern heimisch. Um 1920 war sie in Bayern nahezu ausgerottet, doch seit Ende 2015 ist es „amtlich“: Die Wildkatze hat mittlerweile auch in Südbayern wieder Fuß gefasst.
Die Wildkatze (Felis sylvestris) ist keine verwilderte Hauskatze, sondern eine eigene Katzenart. Ihre Hauptnahrung sind Waldmäuse, die sie bevorzugt in der Dämmerung fängt. Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal zur Hauskatze ist der lange buschige Schwanz mit scharf abgesetzten schwarzen Ringen und einem schwarzen, stumpfen Ende. Meist wirkt sie insgesamt wuchtiger als Hauskatzen. Vor allem im 18. und 19. Jahrhundert wurde die Wildkatze ähnlich dem Luchs als vermeintlicher „Schädling der Wildbahn“ und „Raubzeug“ mit allen Mitteln verfolgt, bis sie in Bayern um 1920 ausgerottet war – obwohl die Mäusefängerin nachweislich keiner anderen jagdlich interessanten Art schadet.
Der BN ist Teil des bundesweiten Projekts „Rettungsnetz Wildkatze“
Auch Dank der im Jahr 1984 im Spessart gestarteten Wiedereinbürgerungs-Aktion des BN ist die Wildkatze bei uns wieder heimisch geworden. Von den laubholzreichen Wäldern des Spessarts, der Rhön und den Haßbergen breitet sich die Art seither langsam über den Jurabogen in Richtung Südbayern aus.
Seit über 15 Jahren arbeitet der BN mit Kollegen aus Hessen und Thüringen im bundesweiten Projekt „Rettungsnetz Wildkatze“ zusammen. Dabei entstand ein Wildkatzen-Wegeplan und die Vision eines bundesweiten Lebensraum-Verbunds, damit sich die Populationen stabilisieren können. Anhand u.a. von Computersimulationen wird versucht, die besten und sichersten Ausbreitungswege zu finden. (Verluste durch den Straßenverkehr sind Todesursache Nummer 1!)
Wildkatzensprung
Die Pflanzung von über 30 „Waldkorridoren“ (20 bestehen mittlerweile) soll zwischen den einzelnen kleinen Beständen der Wildkatze Verbindungen wiederherstellen, die durch die anhaltende Zerstörung und Zerschneidung ihrer Lebensräume verloren gegangen sind. Zur Überprüfung, ob das Projekt erfolgreich ist, setzt man auf innovative Methoden der biologischen Forschung. Zunächst mit einer Hand voll Biologen, seit mehreren Jahren unterstützt von hunderten ehrenamtlich Aktiven, konnte in einem "Citizen Science"-Projekt die genaue Verbreitung der Wildkatze nachgewiesen werden.
„Wildkatzensprung“ wurde das Lockstock-Projekt genannt, das Naturschutz und moderne Forschung miteinander verbindet. Mit der Lockwirkung von Baldrian und Genanalysen ist man den heimlichen Mäusejägern auf der Spur. An rauen Holzstöcken mit dem betörenden Duft reiben sich die Tiere und hinterlassen Haare. So gelangt man ohne die Wildkatzen aufwändig und für sie stressreich fangen zu müssen, an genetisches Material aus den Haarwurzeln. Ein „genetischer Fingerabdruck“ jeden Individuums kann so gesichert werden. Daraus lassen sich Erkenntnisse zum Fortpflanzungserfolg oder zur geografischen Herkunft der „Samtpfoten“ gewinnen.
Die Wildkatze kommt zurück
Seit Ende 2015 ist es „amtlich“: Die Wildkatze hat mittlerweile auch in Südbayern Fuß gefasst. Hunderte Förster, Jäger und Freiwillige des BN haben im Abstand von einigen Jahren jeweils über 1.000 Lockstöcke in potenziell für Wildkatzen geeigneten Wäldern in den Boden gerammt und regelmäßig auf Haare kontrolliert. Nach den neuesten Erkenntnissen geht man von etwa 500 Wildkatzen in Bayern aus, einige wenige davon in Südbayern. Damit gilt sie in Bayern immer noch als vom Aussterben bedroht.
In ganz Deutschland gibt es wieder 5.000 bis 7.000 Wildkatzen, hauptsächlich in den ausgedehnten Wäldern von Eifel, Hunsrück, Westerwald, Taunus, Pfälzer Wald und Hainich in Thüringen.
Eine Gendatenbank für die Wildkatze
Mittlerweile wurde eine bundesweite Gen-Datenbank (Wildkatzendatenbank) zur Wildkatze aufgebaut, die erste dieser Art für ein Säugetier in Deutschland. Sie soll Aufschluss über Wanderbewegungen, Verwandtschaftsverhältnisse und den Grad der Isolierung der verschiedenen Populationen geben. Noch scheinen sich die einzelnen Wildkatzen-Populationen nicht vermischt zu haben. Sie finden einfach nicht zueinander.
Überleben kann die Wildkatze langfristig nur in großen unzerschnittenen, laubholzreichen Waldgebieten. Eine naturnahe Forstwirtschaft mit der Förderung alter, über 200-jähriger Laubwälder und das Belassen von hohlen Bäumen im Bestand ist daher dringend notwendig.
Ergebnisse des Wildkatzen-Monitoring 2019/2020
Mit herzlichen Grüßen
Ursl Kunz, Dipl. Biologin
Ahornstrasse 10
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