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Artenschutz

Brennpunkte

Prof Antonio Andrioli im alten kino in Ebersberg - ein fulminanter Abend

Vor vollem Haus referierte Prof Dr Antonio Andrioli aus Brasilien zum Thema "Vernichtung des Amazonas Regenwaldes – gibt es Rettung?" Wir waren überwältigt von dem großen Interesse an diesem Thema.

13.02.2020

Vor vollem Haus referierte Prof Dr Antonio Andrioli aus Brasilien zum Thema "Vernichtung des Amazonas Regenwaldes – gibt es Rettung?" Die Veranstalter vom BUND Naturschutz Ebersberg und dem Museum Wald und Umwelt mit Umweltstation Ebersberger Forst waren überwältigt von dem großen Interesse an dem Vortrag. Sogar Besuchergruppen aus dem südlichen Oberbayern waren gekommen.

Nach kurzen Begrüßungsreden von Dr. Hannes Müller, dem neuen Leiter des Waldmuseums und Klaus Schöffel, dem Sprecher des AK Gentechnik vom BUND Naturschutz, trat Prof. Andrioli, der vor zwei Wochen mit der höchsten Auszeichnung des Bund Naturschutz geehrt worden war, ans Rednerpult. Man merkte dem Professor die Freude an, hier sprechen zu können.

Prof. Andrioli, der Sozialwissenschaft und Philosophie in Deutschland studiert hat, ist ein entschiedener Gegner von einer industriell ausgerichteten Landwirtschaft, die gentechnisch verändertes Saatgut und chemische Spritzmittel verwendet. Er lehnt die sog. Agrogentechnik ab,  „weil sie darauf basiert, die Natur zu beherrschen und zu bekämpfen, sie auszunutzen ohne sie als einzigartige und komplexe Grundlage unseres Lebens zu verstehen“. Die Folgen davon seien in Brasilien längst sichtbar: „diese rein exportorientierte Landwirtschaft hat zu großen Problemen auf dem Lande geführt. Anstelle von Lebensmitteln für die dort lebenden Menschen wird vor allem Soja für Tierfutter und Zuckerrohr für Bio-Ethanol angebaut und exportiert. Den Kleinbauern wird das Land genommen, eine Minderheit wird unter sklavenähnlichen Bedingungen auf den Plantagen beschäftigt, Hunger auf dem Lande zieht ein“, so Andrioli.

Prof. Antonio Andrioli warnte deshalb eindringlich vor dem Abschluss eines Handelsabkommens zwischen der EU und Brasilien, Argentinien, Paraguay und Uruguay, „weil dieses Abkommen die Zerstörung des Regenwaldes und anderer Naturlandschaften nicht stoppen, sondern eher begünstigen würde und die Landwirtschaft in der EU stark beeinträchtigen würde z.B. durch billige Fleischimporte“.

An seinen Vortrag schloss eine sehr lebhafte Diskussion an, moderiert von Franz Höcherl aus Pliening. Dabei erzählte Prof. Andrioli auch von der neuen staatlichen Universität in Brasilien, die er mitgegründet hat,  einer „Bauernuniversität“, mit dem Schwerpunkt auf eine nachhaltige Landwirtschaft, an der die Bauern selbst mitbestimmen und  bei der Entwicklung von Wissen mitwirken.

Andrioli sprach auch über die Wertschätzung von Lebensmitteln. „Gesunde und nachhaltige Lebensmittel zu produzieren heißt auch, eine besondere Lebensweise zu haben, die eine Nähe zur Natur und aller ihrer  Lebewesen erfordert. Dies ist nur möglich, wenn man das begreift, was man in der bayrischen Sprache so schön in einem Begriff ausdrücken kann: „weiloisirgendwiazamhängd“.

Die Besucher  waren von den Ausführungen von Prof. Andrioli sehr beeindruckt, in deren Mittelpunkt sein Kampf für eine  Landwirtschaft steht, die nicht gegen sondern im Einklang mit der Natur betrieben wird.  

Diese besondere Veranstaltung ist nur durch das großzügige Entgegenkommen der Stadt Ebersberg, der Unterstützung zahlreicher Initiativen und vielen Helfern aus dem Kreis des BUND Naturschutz möglich gewesen. Ihnen allen gebührt dafür Dank.

Klaus Schöffel, Sprecher des AK Gentechnik