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Artenschutz

Brennpunkte

Der Silberreiher – seit einiger Zeit in Grafings Fluren beheimatet

Noch vor zwanzig bis dreißig Jahren war der Silberreiher bei uns selten zu beobachten. Dann aber kam er, wohl vom Chiemsee als Wintergast in unsere Gegend und scheint Geschmack gefunden zu haben an den Landschaftsschutzgebieten Attel- und Moosachtal.

29.01.2021

Alba (lat.) heißt „weiß“ bzw. „weißes Gewand“, und ein solches hat dieser Reiher wahrlich an. Er leuchtet weit über die grünen Wiesen und braunen Felder herüber zu dem stillen Beobachter – oder auch dem Autofahrer. Denn vor Autos hat er kaum Scheu und fliegt nur auf, wenn sich ein Mensch nähert. In ihrem Flugbild erkennt man deutlich den Unterschied zum Schwarz- und Weißstorch. Der Reiher fliegt mit angewinkeltem Hals.  Bei geschlossener Schneedecke erkennt man sie kaum; das ist natürliche Tarnung (weiß auf weiß, wie beim Wiesel!). Trotzdem zieht es ihn dann auf die südseitigen Talseiten, wo der Schnee schneller abtaut.

Vor zwanzig Jahren war er hier bei uns kaum zu beobachten. Dann kam er offensichtlich vom Chiemsee als Wintergast und scheint Geschmack an den Landschaftsschutzgebieten Attel- und Moosachtal gefunden zu haben. Denn jetzt tritt er z.T. in Scharen von 20 bis 50 Tieren auf. Aber er scheint hier noch nicht zu brüten. Es fehlen ihm die hohen Schilfgürtel um Seen, worin das „Saisonehepaar“ sein Nest auf dem Boden baut. Die Brutzeit beträgt ca 25 Tage und nach ca 50 Tagen sind die Jungen flügge.

Eigentlich leben die Silberreiher überall auf der Erde, sie sind sozusagen Kosmopoliten; nicht zu verwechseln mit dem deutlich kleineren Seidenreiher, der sich auch durch einen schwarzen Schnabel und Seidenschopf am Kopf unterscheidet. Dass sie sich nun auch bei uns niederlassen, mag evtl. mit dem Nahrungsangebot zu tun haben. Normalerweise lenben sie von Insekten, Amphibien und Fischen und jetzt vermehrt von Mäusen auf den Wiesen. Manchmal kann man einem Silberreiher beim Mäusefang vom Auto aus, quasi im Vorbeifahren, zusehen. Starr, mit weit vorgestrecktem Körper aber angewinkeltem Hals, lauert er. Plötzlich zischt der Schnabel vor, erwischt die Maus, wirft sie hoch in die Luft und fängt sie schnell wieder auf. Und schwupps, schon ist die Maus in dem langen Schlund verschwunden.

Zum Schlafen und Ausruhen zieht er sich auf Bäume zurück. z.B. Im Atteltal unterhalb von Aiterndorf oder im FFH Gebiet im Moosachtal. Dass daneben auch evtl. Graureiher sitzen, sieht man kaum, denn diese sind mit ihrer blau-grauen Färbung gut getarnt. Wer nicht weiß, warum an einem Fischweiher Netze und Drähte gespannt sind, stelle sich nur einmal vor, was ein Reiher dort anstellen würde…!

Klaus Grünebach
BN-Ortsgruppe Grafing