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Artenschutz

Brennpunkte

Liebeserklärung an den Kiebitz

Im Landkreis Ebersberg läuft seit 2018 ein dreijähriges Kiebitzschutzprojekt. Klaus Grünebach, Vorsitzender der Ortsgruppe Grafing des BUND Naturschutz berichtet über seine Arbeit als „Gelegeschutzhelfer“.

21.03.2022

Im Landkreis Ebersberg läuft seit 2018 ein dreijähriges Kiebitzschutzprojekt. Die Projektleitung hat eine vom LRA Ebersberg beauftragte Firma und wir „Gelegeschutzhelfer“ versuchen uns ehrenamtlich einzubringen, indem wir in einem bestimmten Bereich eine Betreuung der „Bodenbrüter“ übernehmen. Ich beobachte u.a. ein Gebiet im Osten Grafings, auf dem die letzten Jahre regelmäßig vier Paare brüteten. Sie sind also sehr gebietstreu. In diesem Jahr sichtete ich die vier Paare das erste Mal am 27.Februar. Warum dieser Aufwand?

Hat man zu Bismarcks Zeiten die Kiebitzeier noch gesammelt und gegessen, so ist der Bestand bis heute dramatisch zurückgegangen. Der Bestand hat zwischen 1980 und 2005 um ca. 60 % abgenommen. Gründe sind vorwiegend der Verlust an Feuchtgebieten, hohe Gelege- und Jungvogelverluste durch frühe Mähtermine und vermutlich auch Nahrungsengpässe für flügge Jungvögel auf landwirtschaftlich intensiv genutzten Flächen. Der Kiebitz ist inzwischen in Bayern stark gefährdet, im Alpenvorland sogar vom Aussterben bedroht. Und er gehört deshalb in Deutschland zu den streng geschützten Arten nach § 7 Abs. 2 Nr. 13 BNatSchG.

Dieser einzigartige Luftakrobat ist jedoch nicht nur schützenswert, sondern ein wichtiges Mitglied der vielfältigen Natur-Familie. Er torkelt und saust wie kein anderer durch die Luft, verteidigt sein Gelege stürmisch gegen Krähen, Bussard ua. und entzückt den stillen Beobachter mit seinem stolzen Aussehen, das beim Männchen seine Krönung in der einmaligen Haube, auch Holle genannt, findet. Das Federkleid glänzt leicht metallisch und im Flug sind sie sofort an der schwarz -weißen Färbung leicht zu erkennen.

Mich hat am meisten das Brutverhalten erstaunt. Das Männchen bereitet mehrere Mulden auf dem Boden vor, das Weibchen sucht eine aus und legt bei der ersten Brut vier Eier hinein. Die Eltern wechseln sich drei Wochen lang beim Brüten ab. Auf dem Nest sind sie für das ungeübte Auge unsichtbar. Auch wenn sie das „Nest“ zur Nahrundsuche verlassen, kann man das Gelege kaum entdecken. Die Eier sind der Umgebung farblich angepasst. Die Küken (Biberl) verlassen als Nestflüchter bald die Mulde. Kommt Gefahr, ducken sie sich bewegungslos und sind nicht mehr zu sehen.

Es gibt Feinde (Prädatoren), die Gelege oder Biberl räubern. So ist die Natur! Aber der Mensch ist und bleibt der Verursacher für den Artenschwund. Dies ist der Grund, warum ich versuche, durch meine Arbeit hier etwas wiedergutzumachen!

Und last but not least ein veranstaltungshinweis. Am Dienstag, den 19.04.2020 findet in Kooperation mit dem LBV eine Exkursion zu den Kiebitzen in Gsprait statt, hier der link zur Veranstaltung: https://ebersberg.bund-naturschutz.de/termine/termin/kiebitz-beobachtung-in-gsprait

 

Klaus Grünebach
Vorsitzender der Ortsgruppe Grafing
BUND Naturschutz Ebersberg