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Artenschutz

Brennpunkte

Vogelstimmen-Exkursion der Ortsgruppe Grafing

Marion Bauer-Hilt aus der Ortsgruppe Grafing veranstaltete - wie schon so viele Jahre vorher - einen vogelkundlichen Spaziergang durch den Frühlingswald. Eine begeisterte Teilnehmerin aus Ebersberg schickte uns den folgenden Bericht:

20.04.2019

Ostersamstag 2019 – bestes Wanderwetter ist angekündigt - und in den lokalen Medien eine Vogelstimmenexkursion, geleitet von Marion Bauer-Hilt vom Bund Naturschutz in Grafing. Da mache ich mit!

Vor Kurzem bin ich Mitglied geworden und hoffe auf ein interessantes Naturerlebnis. Ich finde mich morgens um sieben am Treffpunkt vor der Schlossgaststätte Unterelkofen ein. Bei zapfigen vier Grad, aber schon die ersten Sonnenstrahlen ahnend, versammeln sich dreizehn Teilnehmer um Marion. Es werden erste Infos, Handschuhe und Begrüßungen ausgetauscht und jeder mit einem kleinen Leihfernglas vom Bund Naturschutz ausgerüstet. Außerdem gibt es einen Umhänger mit einem eingeschweißten Vogelfoto am Halsbändel für spätere Bestimmungen. Wir machen uns gespannt auf den Weg.

Käuze am Morgen

Die Gruppe wird nicht enttäuscht. Gleich in den ersten Minuten wird ein tagsüber unerwarteter Vogel entdeckt: ein Waldkauz sitzt relativ nah zu uns auf einem Baum im Schlosspark Elkofen, ein zweiter unweit daneben. Die Ferngläser helfen uns, diese wunderschönen und eigentlich nur nachtaktiven Tiere näher zu betrachten. Ein absolutes Highlight!

Mit wachsender Begeisterung wandern wir bei idealen Bedingungen – die Morgensonne scheint durchs lichte hellgrüne Blätterdach, der Weg ist trocken und ruhig - zu dieser Stunde sind allenfalls einzelne paar Hundebesitzer und Frühsportler unterwegs – durch die schöne, abwechslungsreiche Natur.

Meisen und Spechte – Blau und Grün

Marion macht durch Handzeichen auf die einzelnen Vogelstimmen und Arten aufmerksam. Im Stimmengewirr ihres Morgengesangs ist es gar nicht einfach, einzelne Individuen zu unterscheiden. Blau- und Kohlmeise können wir hören und dann auch sehen, Sommergoldhähnchen und Sumpfmeisen sind aktiv und zum Abgleich wird jeweils immer das entsprechende Vogelfoto gesucht und meist auch beim entsprechenden Teilnehmer gefunden.

Rhythmisches Klopfen führt uns zu Buntspecht und Grünspecht, die unbeirrt von den vielen Zuschauern bei der Arbeit sind und sich wohl gerade eine Nisthöhle zimmern wollen. Vom Anblick der bunten Gesellen – inzwischen hat jeder Teilnehmer sein Fernglas perfekt einzustellen gelernt – können wir uns kaum losreißen.

Singdrossel mit Doppelgesang

Aber es warten weitere Stimmen und Eigenarten auf uns. Wir gelangen aus dem Wäldchen in eine offenere lichte Wiesen- und Feldregion. Hier wärmt schon die Morgensonne und Mützen und Handschuhe werden abgelegt. Bald können wir eine Singdrossel orten – ihr Gesang ist gut erkennbar, weil eine kurze Tonfolge stets ein zweites Mal wiederholt wird. Diese und andere Eselsbrücken von Marion sind sehr hilfreich, denn wir benötigen bei der Vielfalt der Gesänge, Warnrufe und Waldgeräusche unbedingt ihre fachkundige Hilfe.

Dreiklang mit Zilpzalp

Sehr laut und deutlich singt ein Zaunkönig, den wir leider nicht zu Gesicht bekommen. Das kleine Kerlchen huscht wohl versteckt in Bodennähe herum. Der Zaun ist leider leer, aber seine kräftige Stimme ist unüberhörbar.

Sehr lehrreich für die Ohren ist ein Halt im Gebüsch bei der Attel. Deutlich sind abwechselnd die sehr unterschiedlichen Stimmen von Buchfink, Zilpzalp (Nomen ist Omen) und einem trillernden Rotkehlchen (erinnert an das Perlen des fast gleichnamigen Sekts) zu erkennen und zu unterscheiden.

In der Nähe eines Bauernhofs können wir dann ganz aus der Nähe eine Reihe von schlanken eleganten Rauchschwalben mit ihren spitzen Schwanzfedern auf den Stromleitungen landen sehen, während Bachstelzen in den feuchten Wiesen darunter leicht schlingernd herumfliegen und durch das Gras hüpfen. Auch auf dem Rückweg begegnet uns immer wieder der melodische Gesang der Mönchsgrasmücke, wir sehen die kräftig goldgelb gefärbte Goldammer im lichten Birkengrün und hören noch einmal den Zilpzalp, diesmal neben seinem Zwillingsartgenossen, dem Fitis. Obwohl sie sich äußerlich zum Verwechseln ähneln, ist der Gesang der beiden Arten ganz unterschiedlich.

Ganz sicher gibt’s ein nächstes Mal

Wie schön, dass wir auch diese sowohl sehen als auch hören können und dass uns Marion immer wieder mit nützlichen Informationen zu den verschiedenen Sängern versorgt. So hat jeder Teilnehmer neben dem tollen Naturerlebnis und dem Klanggenuss auch viel Hintergrundwissen sammeln können. Sich drei, vier Stimmen akustisch zu merken ist bereits eine große Herausforderung und bedarf weiterer Übung – auch deshalb bin ich nächstes Mal ganz sicher wieder dabei!

Vielen Dank an Marion für die tolle Führung, an den Wettergott für das Ostergeschenk des überaus freundlichen Wanderwetters und an den Bund Naturschutz!

Monika Lamberts-Hengster