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Artenschutz

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Franz Höcherl: "Ein legales Verbrechen"

Presseerklärung zu: Die Fällung von alten Biotop-Bäumen - „Ein legales Verbrechen“ (zwei ca. 100-150 Jahre alten Linden in Markt Schwaben).

13.10.2021

Presseerklärung zu: Die Fällung von alten Biotop-Bäumen - „Ein legales Verbrechen“

(Anlass: Fällung von zwei ca. 100-150 Jahre alten Linden in Markt Schwaben)

Was ist das, was hier gerade in Markt Schwaben geschehen ist?

Ein „Legales Verbrechen“? Weil es unter dem Schutzschirm der privaten Verfügung des Eigentumsrechtes passiert, oder ein „Verbrechen“ an der Natur, weil es das vernichtet, was wir, die Gemeinschaft der Menschen zum Überleben brauchen. Weil es in einer Zeit passiert, wo alle Alarmglocken überall läuten, wo gerade die Weltgemeinschaft in der UN-Biodiversitätskonferenz um das ringt, was schon lange wissenschaftlich evident ist, wo das BVerfGericht der „So-weiter-Politik“ ins Stammbuch schreiben muß, dass die Ressourcen der Natur zu erhalten und zu
schützen sind, so dass die nachfolgenden Generationen die Freiheit haben, in einer intakten Natur selbstbestimmt leben zu können.

Dazu passend schreibt Johannes Vogel, Prof. für Biodiversität heute in der Süddeutschen Zeitung: „Der Erhalt der Arten entscheidet ob wir leben“. Eine krasse Feststellung; ein apokalyptischer Satz
und zugleich im krassen Widerspruch zu dem wie ein Privatmensch seine „Privat-Natur“ jederzeit eliminieren kann. Man könnte meinen, dass diese Konventionen nicht für Privat-„Besitz“ gelten.

Kann ein Mensch auf seinem Grundstück Güter die für das Überleben der Gemeinschaft existenziell sind, ausnahmslos seinen Interessen unterwerfen? Alles spricht eigentlich dagegen. Aber der „Täter“ ist im Recht, weil Baumschutz-Verordnungen reihenweise von lokalpolitischen Interessenvertretern verhindert werden, oder bestehende sogar aufgehoben werden. Das sind Freifahrtscheine für Interessen die nicht dem Menschen und der Natur dienen können; es ist schlichte Bauraum-Maximierung bis der letzte Grashalm verschwunden ist.

Die ernsthafte Frage steht im Raum, ob der Mensch verantwortungsethisch willig ist, seine zum Leben gedachte Schöpfung zu schützen; zu hegen und zu pflegen. Christlichen Menschen sei dringend die Enzyklika „Laudatio Si“ empfohlen, um sich Wertmaßstäbe (hat nichts mit Geldwert zu tun) für ethisches Handeln im privaten und öffentlich-politischen zu holen. Wer unser „Gemeinsames Haus“ (Papst Fraziskus), die Erde, schützen und hegen will, der tut sowas nicht.

Wir lernen auch gerade bitter, dass das private Handeln mit öffentlichen Schutzgütern wie die Natur, auf der Basis von Freiwilligkeit total versagt hat. Eine bittere Erkenntnis, beruht aber auf dem Fehlen von moralbasierten Individualentscheidungen. Es muß doch klar sein, dass wir in unseren Dörfern und Städten nicht weiterhin die ohnehin schwierig ausgehandelten Globalziele
konterkarieren können, indem der Artenvernichtung bewußt Vorschub geleistet wird und so tun, als würde uns das nichts angehen.

Ich stelle mir dazu eine ernsthafte Prüfung dieses Falles exemplarisch vor dem Hintergrund des Urteils des BVerfG …zum Schutz der zukünftigen Lebensgrundlagen… vor. Der Geist dieser Entscheidung zwingt die Politik zum konkreten handeln und deckt m.E. sowohl große oder „kleine“ Ereignisse ab. Die Forderung und das Ziel der Convention on Biological Diversity (CBD), verstärkt das Ganze noch dramatisch. Nämlich bis 2050 „IN HARMONIE MIT DER NATUR ZULEBEN“.

Sollte das alles der politischen Ignoranz zum Opfer fallen, muß man ernsthaft die Frage stellen, ob ein Baum, oder ein anderer den Menschen hilflos ausgelieferter Teil der Natur, ein eigenständiges Rechts-Subjekt mit Verfassungsrang werden muß. Vielleicht kann die Erde, die Schöpfung, nur so von der Unterwerfung durch den Menschen befreit werden, oder die Erde wird sich mittelfristig der Menschen entledigen, auch derer die es nicht glauben wollen.

Deshalb muß ein politischer Weg gefunden werden, um dies zu ändern.

BUND Naturschutz Bayern e.V
Der Vorstand der Kreisgruppe Ebersberg
Olaf Rautenberg (1. Vorsitzender)  und Franz Höcherl (Mitglied des Vorstandes)   

Aus der Presse zum Thema:

Ebersberger Zeitung - 19.10.2021
Markt Schwaben - Verbrechen an der Natur - BUND Naturschutz übt scharfe Kritik

Ebersberger Süddeutsche Zeitung - 25.10.2021
Markt Schwaben - Alte Riesen in Gefahr

Ebersberger Zeitung - 08.11.2021
Grafing - Er war gesund: Uralt-Baum in Grafing gefällt