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Artenschutz

Brennpunkte

Vielfalt im Verborgenen: Artenstudie in einem Biotop in Parsdorf

Über 120 Tierarten – darunter seltene Vögel, Schmetterlinge und Säugetiere – wurden in einer einjährigen Studie unseres lokalen Biotops in Parsdorf, Vaterstetten, dokumentiert. Die Ergebnisse führten zu konkreten Naturschutzmaßnahmen. Lesen Sie den vollständigen Artikel, um zu erfahren, was entdeckt wurde und warum es wichtig ist. 

Vielfalt im Verborgenen:  Biotop in Parsdorf erhält Schutz nach neuer Artenstudie

Unser Biotop in Parsdorf hat sich als überraschend artenreich erwiesen: Über 120 Tierarten wurden dort dokumentiert – deutlich mehr als bislang bekannt. Darunter 84 Vogelarten (im Vergleich zu nur 50 bei früheren Zählungen), außerdem 8 Säugetier- und 15 Schmetterlingsarten. Die Ergebnisse zeigen, wie ökologisch wertvoll ein Gebiet sein kann, das bislang kaum Beachtung fand.

Von der Neugier zur Naturschutzmaßnahme: Ein Jahr Forschung in Parsdorf

Was als persönliche Neugier begann, entwickelte sich rasch zu einem Forschungsprojekt mit weitreichender Wirkung. Über ein Jahr hinweg dokumentierte der 31-jährige Naturforscher David Pérez Recio zahlreiche Schlüsselarten, die das Biotop zum Brüten, Rasten oder zur Nahrungssuche nutzen. Dazu zählen der Flussregenpfeifer, der auf den kiesigen Uferflächen nistet, der Wanderfalke und der Sperber, die Kleinvögel in der Umgebung jagen, sowie der Neuntöter, der hier seine Jungen aufzieht, bevor er in den Süden zieht. Auch Zugvögel wie Singdrossel, Sumpfrohrsänger, Klapper- und Dorngrasmücke sowie der Waldwasserläufer belegen die dynamische Rolle des Biotops im jahreszeitlichen Vogelzug. Besonders erfreulich war der Nachweis und Bruterfolg des Rebhuhns – einer in vielen Teilen Deutschlands stark zurückgegangenen Art.

Gefährdete Schmetterlinge: Seltene Arten und ihre Lebensräume

Zu den besonderen Schmetterlingsfunden zählt der bedrohte Idas-Bläuling, der in einer seltenen Symbiose mit Ameisen lebt. Insgesamt wurden fünf Bläulingsarten identifiziert, außerdem weitere bemerkenswerte Arten wie der Nierenfleck-Zipfelfalter, der Distelfalter und das Kleine Wiesenvögelchen.

Dachsbau, Fuchs & Co: Die heimliche Wildtierwelt von Parsdorf

Säugetiere finden hier ebenfalls einen Lebensraum: Rotfüchse wurden regelmäßig gesichtet, und ein aktiver Dachsbau konnte dokumentiert werden – ein bemerkenswerter Fund, da Dachse in Bayern unter strengem gesetzlichen Schutz stehen. Darüber hinaus wurden zwei Amphibienarten, mehrere Spinnen- und Insektenarten sowie eine Fischart erfasst – ein weiteres Zeichen für die ökologische Vielfalt des Gebiets.

Störung durch Menschen: Wenn Erholung zur Gefahr für Arten wird

Die Studie zeigte jedoch auch eine ernstzunehmende Bedrohung: Störungen durch den Menschen. Trotz vorhandener Beschilderung kam es während der Brutzeit immer wieder zu Betretungen, die sensible Arten wie den Flussregenpfeifer störten – vermutlich blieb sein Bruterfolg gerade deshalb aus.

Nach mehreren Präsentationen im Gemeinderat reagierte die Gemeinde und ersetzte die alte Absperrung durch einen festen Zaun, um gefährdete 
Lebensräume besser zu schützen.

Medien berichten, Senioren diskutieren: Die Studie in der Öffentlichkeit

Die Studie stieß auf großes öffentliches Interesse. Ein Artikel auf der Titelseite der Ebersberger Zeitung machte die Ergebnisse einer breiteren Öffentlichkeit bekannt, und eine Präsentation im Seniorenzentrum Baldham Vaterstetten führte zu lebhaften Gesprächen über Wildtiere und den Naturschutz vor Ort.

Bürgerwissenschaft bewegt: Wie lokale Forschung den Naturschutz stärkt

Diese Forschung zeigt, wie wirkungsvoll Bürgerwissenschaft sein kann – wenn es darum geht, politische Entscheidungen zu beeinflussen, die Natur zu schützen und die Menschen wieder näher an die Ökosysteme vor ihrer eigenen Haustür heranzuführen. Derzeit werden gemeinschaftlich organisierte Naturspaziergänge geplant – ein Zeichen dafür, dass das Engagement über die eigentliche Studie hinaus weiterlebt.


Die 70-seitige Studie von David Pérez Recio – mit monatlichen Artennachweisen und Beobachtungen im Jahresverlauf – kann hier heruntergeladen und gelesen werden: Phenological_Survey_of_the_Parsdorf_Biotope.pdf

Stella Reinisch